Im Schatten des BIKE Festivals Riva del Garda muss sich im kleinen aber sehr beschaulichen Houffalize in Belgien das Roc d‘ Ardenne Mountainbike Festival nicht verstecken. Drei Tage lang verzaubert der Veranstalter Golazo Sports (Roc d‘ Azur, Ronde van Vlaanderen Cyclo etc.pp.) die Mountainbike Metropole.
Spätestens durch den UCI Mountainbike Weltcup erreichte Houffalize weltweite Bekanntheit. Doch neben dem Cross Country Klassiker pilgern auch zum Roc d‘ Ardenne, Houffa Marathon und anderen Veranstaltungen Tausende von Mountainbikern in die wallonische Kleinstadt. Eine schöne Kleinstadt.
Roc d‘ Ardenne Festival
Das Roc d‘ Ardenne Mountainbike Festival wurde zum fünften Mal ausgetragen und muss sich nicht vor dem großen BIKE Festival in Riva del Garda verstecken. Drei Tage lang ist für jeden Mountainbiker etwas dabei, vom Beginner über den Tourenliebhaber bis zum Profi. Das Programm ist voller Highlights und die kleine aber beschauliche Expo ist genauso einen Besuch wert wie die angrenzenden Kaffees und Restaurants, die zum gemeinsamen Abhängen einladen.
Bereits am Freitag beginnt das Festival mit einem Highlight, der Roc Night. 27km (650hm) durch die Ardennen über einen „entschärften“ Kurs. Wer es gemütlicher angeht, der startet 5min später zur Rando Roc Night einer CTF mit Zeitnahme ohne Rennstress.
Am Samstag jagt ein Highlight das Nächste. Beginnend mit dem Roc d‘ Ardenne Marathon (59km, 1650hm) an dem über 1500 Mountainbiker teilnehmen und sich sportlich messen, bietet der Mid Roc eine verkürzte Strecke. Mit dem Rando Roc Rouge Carnaval sorgt die CTF mit Verkleidungspflicht für den nötigen Spaßfaktor. Die Roc Academy mit Technikübungen für Groß und Klein sowie das Roc Ruelles ein Cross Country Stadtkurs über 1,5km am Abend runden den Tag ab.
Am Sonntag ist der Roc Marathon (95km, 2600hm) genauso stark besetzt wie am Tag davor der Roc d‘ Ardenne. Beim Rando Roc Noir (CTF) oder der Rando Roc Gourmand für das kulinarische Erlebnis sind zwei weitere Veranstaltung jenseits des Rennstresses Teil des Programms. Natürlich öffnet auch am Sonntag die Roc Academy.
Ein atemberaubendes Programm und obwohl mehr als 3500 Mountainbiker vor Ort für gute Stimmung sorgen, findet man auch immer ruhigere Stellen zum Verweilen. Mit ausgewiesenen Parkplätzen, Busshuttle und bewachten Bikepark ist auch organisatorisch für alles gesorgt.
Das Roc d‘ Ardenne wird 2019 in jedem Fall in meine Planung berücksichtigt, dieses Jahr konnte ich leider nur an den ersten beiden Rennveranstaltungen teilnehmen. Aber das Roc Night und Roc d‘ Ardennen haben in jedem Fall Lust auf mehr geweckt.
Daniels Saisonstart beim Roc d‘ Ardenne Festival
Katastrophe! Zwei Mal habe ich meinen Saisonstart dieses Jahr verschieben müssen und dann fällt der Startschuss beim Roc d‘ Ardenne Festival und ich werde direkt mit den härtesten Rennbedingungen Europas konfrontiert. Die Strecken sind kein Vergleich zu deutschen Marathons und können auch mit dem hohen Anspruch der Trails in Finale Ligure gut mithalten. Alle schwärmten bisher von Belgien, dort Rennen gefahren sind. Gleichzeitig wird auch immer über die dortige Härte der Strecke gesprochen, obwohl die einzelnen Steigungen mit maximal 200hm ziemlich kurz sind.
Ich bin froh, dass ich a) viele Trainings auf der niederländischen Seite meines Trainingsreviers eingeschoben hatte und durch die MTB Discovery Trails bereits gut im Mountainbike Rhythmus war und ich b) mein Racefully Canyon Lux dabei hatte. Ursprünglich wollte ich mit dem Hardtail auf dem „entschärften“ Kurs des Nightrides fahren aber bereits auf den ersten Warm Up Metern war mir klar, dass hier das Fully gefragt ist.
Aber ich war auch nach dem Warmfahren in absoluter Vorfreude, denn sowohl das Ambiente mit Sonnenuntergang als auch die gefahrenen Streckenabschnitten waren grandios. Mit der ersten Startnummer 2018 am Lenker rollte ich um 20:30 Uhr zum Start.
Roc Night
Das der Kurs schwer wird, war mir mit dem Warmfahren klar. Allerdings nicht in seiner Gesamtheit. Bereits it dem Startschuss gab es feuerfrei und der kurze 27km Sprint wurde in voller Länge am Anschlag gefahren. Kein gemütlicher Saisonstart, dass kann ich dir sagen.
Ich fühlte mich gut, bergauf ging ich das Tempo der zweiten Verfolgergruppe mit. Allerdings hatte ich Mühen in den technischen Passagen mit meinen Kontrahenten mit zuhalten. Trotz Lupine Wilma und Racefully war das Terrain für mich absolutes Neuland. Außerdem kann ich die Strecke nicht, der Großteil meiner Gruppe aber schon. Zumindest meine ich die Konversationen so verstanden zu haben.
Im ersten Rennen der Saison hatte ich alles dabei. Vor lauter Wald sah ich die 20m lange Pfütze nicht, aber ausweichen wäre sowieso nicht möglich gewesen. Mitten durch. In den engen Trails hatte ich häufig das Gefühl die Gruppe hinter aufzuhalten, als sie anzuführen. Allerdings wollten gerade bergab viele von meiner Lupine Wilma profitieren. Mit der Zeit wurde ich sicherer oder besser abgestumpfter. Wer Wurzeln nicht mag, wird sie nach einem Marathon in Belgien lieben. Wurzeln sind Freunde!
Kurz vor Ziel, wir hatten längst das 3km Herr passiert ging mir dann das Licht aus. Mitten in einem technischen, zum Teil über 20% steilen Stück in dem wir uns als vierköpfige Gruppe bei 400 Watt Leistung und Puls 188 gegenseitig richtig die Kante gaben, habe ich meinen Akku verloren. Zappenduster! Weißt du wie schwer es ist im finsteren Wald deinen Akku wiederzufinden? Fast so schwer wie bei Puls 188 die Kabelverbindung zusammen zu stecken.
Das ganze passierte dann 200m nochmal, nur das ich den Akku auffing… Am Ende verpasste ich so knapp die Top 50. Aber als 59. von über 150 Startern war ich mit dem Ergebnis am Ende zufrieden. Immerhin war ich in Belgien.
27km, 650hm in 1:28h (1:24h Fahrtzeit) mit 250 NP und einem Durchschnittspuls von 165. Maximal 70kmh im Wald ist im übrigen nicht nur als abgelesener Wert grenzwertig, genauso habe ich mich auch gefühlt. 😀
Roc d‘ Ardenne
Mit nur sechs Stunden Schlaf stand ich 11 Stunden nach der Roc Night an der Startlinie von Roc d‘ Ardenne. Und wenn ich gewusst hätte, was nach dem ersten Kreisverkehr passiert… ich glaube ich wäre nicht gestartet.
Anders als bei der Roc Night (die im Ziel startete) wurde das Roc d‘ Ardenne (und auch der Roc Marathon am Sonntag) mitten in Houffalize gestartet. Auf der mit 4% ansteigenden 500m langen Straße des Zentrums. Was für ein Startblock aber es wurden auch 1600 Starter erwartet, von denen 1465 das Ziel erreichen sollten.
Mit Maarten Wynants (Lotto Jumbo) und Cyclocrosser Klaas Vantornout war das Rennen auch durch hochkarätige Sportler anderer Disziplinen gut besetzt, Hans Becking sollte gewinnen.
Für mich galt da anknüpfen, wo ich elf Stunden vorher aufgehört hatte. Ich war etwas unsicher, ob die Dunkelheit bei den gestrigen Abfahrten ein Vorteil war oder nicht. Letztendlich konnte ich im Rennverlauf in den technischen Segmenten zulegen und zum Teil mein Niveau deutlich steigern.
Aber mit dem Startschuss begann das große Leiden. Denn aus Houffalize heraus ging es bei 11% im Schnitt über 1km auf Asphalt. Der Anstieg wird u.a. auch bei Lüttich-Bastogne-Lüttich gefahren und zieht sich. Mit 300 Watt hielt ich Anschluss an den Top 100 und litt sehr.
Die gesamte erste Stunde konnte ich gut Kraft auf das Pedal bringen und war überrascht wie flüssig ich bergab fahren konnte.
Ich war unter den ersten 150 Fahrern und ich biss mich bis zur ersten Verpflegung fest. Im welligeren Terrain musste ich dann die Gruppe ziehen lassen, die Sram Eagle 12fach Schaltung mit 10er Ritzel hatte hier deutliche Vorteile, mehr als 46kmh kann ich nicht treten.
Mit großem Kraftaufwand fuhr ich das Loch zwei Mal zu und dann war der Ofen aus. Die Beine wollten nicht mehr und ich begann zu hadern. Aber, und das zeichnet mich mittlerweile auf, Aufgeben war keine Option und einmal schlugen die Beine den Kopf.
Zwar habe ich selten mehr Positionen verloren aber ich fuhr mein Tempo ins Ziel. Am Ende darf ich mit Platz 316 von 1465 sogar zufrieden sein, dafür das ich zwei Drittel des Rennens im niedrigen Z3 Bereich unterwegs war.
Roc d‘ Ardenne Impressionen
Fazit
Das Roc d‘ Ardenne Festival ist der Wahnsinn. Houffalize ist der Wahnsinn. Die Ardennen sind für Mountainbiker der Wahnsinn. Merkst du ne? Ich bin infiziert. Nicht umsonst bin ich für Les Cimes des Waimes und die Ardennen Trophy bereits bei zwei weiteren Rennen in Belgien angemeldet und habe kurzer Hand meine Saisonplanung mächtig auf den Kopf gestellt. Dazu nächste Woche mehr in meinem Trainingsrückblick.
Wenn du berücksichtigst, dass ich Roc Night und Roc d‘ Ardenne mit einem Leistungstest am Vortag sowie zwei 90 Minuten Einheiten (Donnerstag und Freitag morgen) gefahren bin, also quasi komplett aus dem Training, dann wird der Absturz im zweiten Rennen deutlich. Ausgeruht und auf diese Events vorbereitet wäre sicherlich in beiden Rennen ein besseres Resultat möglich gewesen.
Als bewusste Entscheidung für diese Vorbelastung bin ich deswegen auch mit der erreichten Leistung zufrieden. Insbesondere weil ich auch in den technischen Passagen eine gute Leistung abrufen konnte. Nächste Woche mehr!
PS: Einzig der belgische Kaffee taugte gar nicht!