Seit Oktober 2018 kletterte meine Trainingsleistung und Erfolge stetig und mit dem Vo2Max Block im Februar hatte ich eine neue Stufe erreicht, obwohl ein gebrochenes Sprunggelenk im November fast die gesamte Saison zerstört hätte. Im März war alles etwas anders. Wirklich?
Aus Niederlagen wird man stark, Misserfolg ist die Grundlage für Erfolg, aus Fehlern lernt man… Floskeln und Metaphern, die allesamt den gleichen Zweck verfolgen und einen kurzzeitigen Rückschritt als Bedingung für mittelfristigen Erfolg erklären. Ist dem so?
Dafür müsste ich zuerst die Frage beantworten, ob das Training im März 2019 wirklich anders war als in den fünf Monaten zuvor. Ja, mental war der Monat sehr hart für mich. Und die gefühlte Anstrengung war höher als gewöhnlich und ich war auch sehr viel müder. Aber die Leistung passte größtenteils. Meine Trainingsplanerfüllung war mit 90% vielleicht 5% geringer als gewohnt aber selbst das ist nicht außergewöhnlich oder schlecht. In der Bikelovetour Wochenrückblick Serie war das Thema beständig, ich war unzufrieden. Aber warum?
Gescheiterte Tests
296 Watt war das Ergebnis meines 20min Tests Anfang März und mit knapp verpassten 300 Watt begann das Unheil in diesem Monat. Aber es war nicht einmal das Ergebnis, was die Unzufriedenheit auslöste, sondern meine Müdigkeit. Der Ärger darüber, dass ich in der Ruhewoche zuvor mich nicht gut genug erholt habe.
Als dann auch der CP5 Test aufgrund von technischen Problemen (meine Kette und mein Ritzelpaket waren endgültig hinüber) schief ging, obwohl ich auf 400 Watt Niveau lag, gab mir den Rest.
Mentale Probleme
Eigentlich gab es mir nur mental den Rest. Denn eigentlich war es gut, dass diese Woche im März kam und mir noch einmal ganz deutlich eins offenbarte: Vernachlässige dein mentales Training nicht. Es sind nämlich genau diese Faktoren, die einem auf der Ultradistanz das Rennen zur Hölle machen können: Nicht erfüllte Erwartungen und kurzfristige Veränderungen oder Rückschläge. Wenn die Psyche darauf nicht vorbereitet ist, dreht der Kopf durch.
Denn obwohl ich sowohl an dem Tag nach dem CP20 Test als auch an dem Tag nach dem CP5 Test zwei schwere Einheiten auf sehr hohem Niveau erledigte, hielt die Unzufriedenheit an. Achtsamkeit ade, Fokus ade und der Beginn einer negativ Spirale.
Objektive Fakten
4 Watt Differenz im Leistungstest nach einer gefühlt zu kurzen Ruhephase sind wahrlich kein Beinbruch, sondern vielleicht auch Tagesform abhängig. Ja, die 300+ Watt sind ein Meilenstein aber die Richtung stimmt ja. Und ob ich den Meilenstein Anfang März oder Ende April erreiche…
Nehme ich stattdessen die Schlüsseltrainingseinheiten sehe ich 20min Intervalle im G2 Bereich über 240 Watt, sehe Schwellenintervalle bei 290 Watt und Ende März mit Beginn meines Trainingslagers auch lange G1 Einheiten mit einer aeroben Entkopplung unter 2%.
Ich habe definitiv noch viel mehr Luft nach oben im mentalen Bereich und muss mehr in meine Fertigkeiten vertrauen. Das Talent mag begrenzt sein aber durch einen gut trainierten Körper und einem willigen Geist lässt sich einiges bewegen.
Zahlen, Daten und Fakten März 2019
54 Stunden Training, 1350km Strecke mit 31 Trainingseinheiten an 22 Trainingstagen belegen ebenfalls, dass der Monat nicht so schlecht wie gefühlt gewesen sein konnte. Auch wenn ich in den vergangenen Jahren im März meistens 60-70h trainiert habe, allerdings beginnt mein Trainingslager dieses Jahr auch eine Woche später und dafür wird der April Stunden technisch sehr hoch ausfallen.
Mit einem TSS von 2750 habe wieder eine Schüppe draufgelegt (2500TSS Februar, aber bereits 3 Tage Trainingslager in der Statistik) und ich habe 35.000kcal verbrannt. Leider hat sich das im Gewicht nur bedingt niedergeschlagen. 82.5kg wurden am 1. April notiert. Hier ist die zweite Baustelle, die nach dem Trainingslager diszipliniert angegangen wird!
Mit nur 7% Zeit über der Schwelle (Februar 13%) ist die Intensität des Trainings nach dem Vo2Max Block wieder gesunken. Mit einer CTL von 88 beende ich den Monat und werde im April planmäßig mit einer CTL von 101 in die Saison starten.
Fazit
Es war also gar nicht so schlimm wie gedacht. Ich muss eben vor allem an meiner Zuversichtlichkeit, Standfestigkeit (mental) und Unerschütterlichkeit arbeiten, um kurzfristige Misserfolge im Training besser kompensieren zu können.
Außerdem muss das Gewicht jetzt schnellstmöglich runter. Dann steht einer erfolgreichen Saison nichts im Weg. Denn die Leistung, die stimmt.